Leere S-Bahnen als Chance

Frau H., ca. 40 Jahre alt, Berlin, November 2020

Frau H. lebt zum Zeitpunkt des Interviews in einer Einrichtung für von Wohnungslosigkeit betroffene Frauen. Sie macht derzeit eine Arbeitstherapie. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die Fahrt mit der S-Bahn zu ihrem Arbeitsplatz.

Sie beschreibt folgende Situation im April 2020: “Ich habe dann tatsächlich einen Freund gefragt, ob der mit mir S-Bahn fahren übt, weil ich so einen Schiss hatte. Ich hatte mich einfach nicht getraut. Und der hat natürlich gesagt: ‚Nö ist Covid, mach ich nicht.‘ Und dann habe ich mit meinem Therapeuten darüber geredet. Und dann dachte ich so: ‚Naja ok, dann mache ich halt eine Probefahrt mit der S-Bahn‘. […] Und die war dann leer. Also komplett leer. Und dann dachte ich so: ‚Ja genau SO will ich das gerne haben. Und auch gerne immer.‘

Frau H. konnte sich so langsam an die Fahrten mit der S-Bahn gewöhnen und ist seither immer allein zur Arbeit gefahren, auch als durch Lockerungen der Maßnahmen wieder mehr Menschen unterwegs waren.