Geschlossene Clubs, gestiegener Drogenkonsum – Veränderung des Konsumverhaltens

Anna ist Anfang 20 und wohnt seit einigen Jahren in einer größeren Stadt in der Nähe von Berlin. Der Grund für ihren Umzug war unter anderem die Club-Kultur, für die die Stadt bekannt ist. Vor der Corona Pandemie ist Anna jedes Wochenende tanzen gegangen und hat an diesen Abenden Drogen, wie beispielsweise MDMA oder Koks, konsumiert.

Anna wurde Mitte Mai 2021 im Rahmen eines studentischen Forschungsprojekts zu den Veränderungen ihres Alltags und ihres Konsums durch die Corona Pandemie befragt. Das Interview konnte auf Grund der großen Entfernung nur online stattfinden.

Im Laufe des Gesprächs erzählte Anna, welchen wichtigen Stellenwert das Feiern gehen am Wochenende und der damit verbundene Drogenkonsum für sie hatte.

„Das krasseste ist eigentlich, dass ja mein Samstagabend quasi immer für mich mein Ausgleich für die Woche ist, also manchmal hatte ich 48-Stunden-Wochen und bin dann halt auch bis Samstagabend arbeiten gegangen und hab dann quasi Samstagabend meinen ganzen Frust und alles, was mich halt so die Woche über beschäftigt hat, hab ich dann einfach an dem Abend rausgetanzt. Jetzt fehlt mir das halt mega.“

Die Clubs in Deutschland sind seit über einem Jahr auf Grund der Corona Pandemie geschlossen. Durch den fehlenden Ausgleich hat sich auch Annas Konsum verändert. Anna erzählt, dass sie früher nur am Wochenende vor einer Party oder vor dem Club konsumiert hat. Dies sieht nun aber anders aus: „Ich hatte halt diese strikte Abgrenzung, dass ich nur im Club wirklich konsumiere, damit ich nich in die Sucht reinrutsche, dass ich’s quasi täglich mache aber ja…  dadurch, dass es halt jetzt keine Clubs mehr gibt oder beziehungsweise dadurch, dass sie geschlossen sind, ja fängst du dann halt an des zuhause zu machen“. Trotz des gestiegenen Konsums kommt sie im Alltag aber weiterhin gut zurecht und schafft es, ihre Ausbildung abzuschließen.

Durch das Gespräch mit Anna habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Drogenkonsum den fehlenden Ausgleich, den sie durch den Clubbesuch jedes Wochenende erlebt hat, nicht ersetzen kann. Sie erzählt, dass ihr der Konsum jedoch dabei hilft, mit der belastenden Situation etwas besser umzugehen und sie für einige Stunden alles vergessen lässt.