“Kämpfst du dagegen oder kämpft du damit?”

Alex, ca. 40 Jahre alt, Berlin, November 2020

Alex arbeitet in einer Tagesstätte für Menschen mit Suchterfahrungen. Außerdem ging er vor Corona gern mit Freund*innen feiern.

 

Die Schließung der Tagesstätte beschreibt Alex so: “Der erste Lockdown war ein bisschen brutal, muss ich sagen. Wir sind hier auf Arbeit gekommen und zwei Tage durften wir noch arbeiten und dann hieß es: “Ja dann kommt der Lockdown.” und dann waren wir noch kurz hier auf Arbeit und dann rief das Arbeitsamt an – die Maßnahme sei gesperrt momentan, wir müssen alle nach Hause gehen. Also dann gleich den Morgen um halb acht oder halb neun wurden wir von unserer Chefin nach Hause geschickt und von da an war der Lockdown für mich natürlich richtig brutal, weil man durfte ja nicht raus gehen, gar nichts. […] Also ich muss sagen, ich fühle mich hier nicht sicherer wie im Theater. Weil hier ist genauso eine Sicherheit wie im Theater: Keine! Auch wenn du auf Hygiene achtest und alles drum und dran, ist die Gewissheit nicht da, dass wenn man sich hier auf der Treppe entgegenkommt mit der Maske, sich nicht trotzdem anzustecken. Wie gesagt, dann ist der Laden hier schneller zu als er überhaupt auf ist. Und ich finde das sind auch extrem viele Leute hier auf Arbeit. Am Anfang waren es nur zwölf Leute, die hier rumgetanzt sind. Auf jeder Etage immer drei, vier, fünf Leute. Jetzt sind das schon mittlerweile 30 Mann. Ich kann das verstehen. Ja, wir wollen wieder alles so langsam ein bisschen hochfahren und alles drum und dran, aber die Ansteckungsgefahr ist hoch. Und wenn ich dagegen was sage, verliere ich meinen Job. Verliere ich wirklich meinen Job, weil es warten hinter mir noch andere Leute. Und da überlege ich mir dann auch dreimal: „Ja was machst du dann? Nimmst du das, akzeptierst das? Kämpfst du dagegen oder kämpft du damit?“

 

Alex ist von der Situation verunsichert. Er verfolgt die Entwicklungen der Pandemie sorgfältig. Er sieht außerdem ein Risiko durch die Isolation und Langeweile wieder Drogen zu nehmen