„Ich kann nicht Termine absagen, ich kann nicht zehn Leute verschieben, nur weil ich jetzt grad wieder Hausaufgaben machen muss“

Hannah, 38 Jahre alt, zweifache Mutter eines Kindergartenkindes und eines Schulkindes. In Vollzeit und im Home-Office tätig, verheiratet, in Bayern lebend. Interview geführt im Mai 2021.

„Ich fands extremst schlimm. Also der erste Lockdown ging immer noch, weil es irgendwie absehbar war, dass es sich auf ein paar Wochen bezog, auch wenn die dann länger gedauert haben als ursprünglich gedacht, aber da war zumindest ein Ende in Sicht und man konnte den Kindern das so halbwegs vermitteln. Was danach passiert ist, fand ich …, mir fehlen eigentlich die Worte, um es so wirklich zu beschreiben, weil in Anführungszeichen das Unvermögen im Krisenmanagement, ein absolutes Unvermögen mit der ganzen Situation umzugehen. Also generell jetzt auch von der Politiksicht und das man grade so als Eltern komplett allein gelassen wurde. Weil es ist bequem Schulen und Kindergärten oder sonstige Einrichtungen zu zumachen, weil so meine Wahrnehmung ist, Kinder und Eltern haben jetzt keine Lobby und ich muss auch ehrlich sagen als Elternteil ist man auch zu sehr eingespannt in das tägliche Doing wenn man ein, zwei Kinder zuhause hat um dann Abends noch Kraft zu finden, um was dagegen zu tun, ich glaube man ist einfach nur froh, dass der Tag rum ist und man es halbwegs überstanden hat und schafft es auch nicht dann Abends nochmal zu sagen, gut also so geht es nicht weiter. Ich kümmere mich jetzt darum, dass wir auch als Eltern eine Lobby bekommen. Ja, da war mir jetzt mein Schlaf wichtiger.“

(…)

„Ja und zuhause ist die Situation halt mega blöd. Ich mein wir arbeiten beide Vollzeit. Ich habe zwar auch einen Arbeitgeber, der schon auch wirklich darauf reagiert und auch sagt, okay wenn ihr Zeit für die Familie braucht, dann ist das okay. Nur, wenn man eine kundenorientierte Rolle hat, ist das schwer umzusetzen. Also das kann man mal augmentieren, ja das ist auch okay und ich habe auch die absolute Rückendeckung das alles auszunutzen, aber wenn es mal halt irgendwo brennt, ist man halt eben gefragt und kann sich nicht drauf zurückziehen, dass man jetzt Homeschooling hat oder die Kinder zuhause hat oder was auch immer. Ja und das Familienleben hat dann schon auch ein bisschen gelitten. Einfach so die Routine et cetera, weil auch die ganzen Ratschläge fand ich ja immer nett zu sagen, okay plant euch feste Zeiten ein, aber geht halt nicht immer. Das ist echt nicht durchsetzbar, wenn man wirklich einen festen Job hat, dann ist es schwierig. Ich kann nicht Termine absagen, ich kann nicht zehn Leute verschieben, nur weil ich jetzt grad wieder Hausaufgaben machen muss.“