Ein 16-jähriges Mädchen, das sich nach Partys, Konzerten und Spaß an der Isar sehnt…

aber mit Onlineschooling, einem Burnout und den queren Ansichten der Mutter konfrontiert wird

Kim ist 16 Jahre jung und geht in die zehnte Klasse eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums in München. Sie ist zusammen mit ihrer jüngeren Schwester geboren und aufgewachsen im Münchner Osten bei der alleinerziehenden Mutter. Ihr Vater lebt gemeinsam mit einer neuen Lebensgefährtin und deren zwei Töchtern aus erster Ehe in einem Vorort von München. Kim und ihre Schwester verbringen jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater. Anfang Mai 2021 wurde sie im Zuge eines studentischen Forschungsprojektes zu den Veränderungen ihres Alltags durch den Corona-Pandemie bedingten Wechsel- und Distanzunterricht befragt. Das Interview fand persönlich, unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienemaßnahmen auf einer Parkbank im Englischen Garten in München statt.

Kim berichtet sehr ausführlich darüber, wie sich ihr schulischer Alltag durch die Ausbreitung des Coronavirus verändert hat. Zum einen fehlt ihr das Ausüben von Teamsport, beispielsweise die Volleyball-Schulmannschaft oder der Austausch mit anderen Mitschüler*innen. Zum anderen genießt sie es sehr, nicht jeden Tag den Schulweg auf sich nehmen zu müssen und dadurch mehr freie Zeit zu haben.

Die Ausübung ihrer Hobbys bzw. Freizeitaktivitäten und das ehrenamtliche Engagement als Gruppenleiterin einer Kindergruppe ist massiv eingeschränkt worden. Außerdem berichtet sie über das schwierige Verhältnis zwischen den Eltern und dass es sich inzwischen so zugespitzt hat, dass nur noch durch die Kinder (als Übermittler von Nachrichten) kommuniziert wird. Da die getrenntlebenden Elternteile grundsätzlich völlig verschiedene Ansichten und Denkweisen haben, hat sich bei Kim das Gefühl verstärkt, es keinem der beiden Seiten Rechtmachen zu können.

Darüber hinaus hat sich seit dem Ausbruch des Covid19-Viruses die Beziehung zwischen Kim und ihrer Mutter verschlechtert. Das Mädchen kann die queren Ansichten der Mutter nicht nachvollziehen und obendrein ist es ihr unangenehm, dass die eigene Mutter auf den sogenannten ‚Querdenkerdemos‘ mitmarschiert. Aufgrund der, in Kims Augen unrealistischen Ansichten der Mutter bezüglich der Coronapolitik, und den damit einhergehenden immer häufigeren Streitsituationen, entscheidet sich Kim aus dem gemeinsamen Zuhause auszuziehen und zu dem Vater in den Münchner Landkreis zu ziehen.

Der immer größer werdende Stresspegel in der Schule (auch verursacht durch den Druck an sich selbst, gute schulische Leistungen zu erbringen), das problembehaftete Verhältnis der Eltern und die allgemeine Coronasituation führte dann im Dezember 2020 dazu, dass Kim die Schule für zwölf Wochen pausieren musste und bei ihr ein Burnout diagnostiziert wurde. Mithilfe einer einfühlsamen Therapeutin und viel Selbstfürsorge schaffte sie es, sich zu regenerieren. Zudem nimmt sie seit April 2021 wieder am Online- bzw. Präsenzunterricht teil und geht ihren Freizeitaktivitäten sowie ihrem sozialen Engagement nach. Für den Sommer erhofft sie sich, wieder an dem ein oder anderen Konzert oder einer Party an der Isar teilnehmen zu können.

Anhand dieses heranwachsenden Teenagers lässt sich erkennen, dass die Ausbreitung des Covid19-Viruses Schüler*innen aus gutsituierten Verhältnissen genauso hart treffen kann, wie SchülerInnen mit einem eher niedrigen sozioökonomischen Status.

Bleibt zu hoffen, dass die Kinder und Jugendlichen bald die Möglichkeit bekommen, die verpassten Erlebnisse nachzuholen.