„Aber durch dieses Homeoffice dachte mein Mann, ich bin zu Hause und mache Hausfrau“

Gezwungene Rückkehr in die klassische Rollenverteilung während der Corona-Krise.

Laura, 35 Jahre alt, Mutter eines Kindes im Kindergartenalter. In Vollzeit und im Home-Office tätig, verheiratet, in Bayern lebend. Interview geführt im Mai 2021.

Laura: Dadurch, dass man jetzt im Homeoffice ist, bringt man das Kind in den Kindergarten und holt es. Also war das naheliegend, dass alles plötzlich ich mache und schon war ich in dieser Mutterrolle, oder in dieser Frauenrolle drinnen, obwohl ich Vollzeit arbeite und sogar noch 5 Stunden und während der Kurzarbeit sogar noch 10 Stunden mehr als mein Mann. Und tatsächlich war das Thema bei uns in der Partnerschaft, dass ich alles gemacht habe und gekocht und eingekauft habe und er hatte unter der Woche einen Tag frei gehabt wegen der Kurzarbeit und hat auch nichts gemacht. Ich habe einen Mann – er bringt sich als Vater voll ein und macht vieles, aber dieses typische „Frauenzeug“, das macht er wirklich nur auf Ansage und ja, wenn er nicht muss, macht er es nicht. Wenn ich das von außen betrachte, wenn ich jetzt eine Freundin wäre, würde ich mir an den Kopf fassen und denken: Wieso lässt du das mit dir machen. Aber man hat dann durch dieses Homeoffice – dachte er glaube ich, ich bin zu Hause und mache Hausfrau. Irgendwie hat sich dann das so eingespielt und ich glaube, da muss man als Frau selbst an sich arbeiten, dass man da dann eben nicht alles automatisch macht. Das ist einfach für mich ein Thema, ich bin so emanzipiert, arbeite Vollzeit und bin auch stolz drauf, dass ich finanziell unabhängig bin.

Interviewerin: Also würden Sie schon sagen, dass Sie durch Corona noch mehr in dieses klassische Rollenbild der Frau zurückgefallen sind?

Laura: Ja, absolut. Das stimmt, ja. Und mir ist das gar nicht so aufgefallen, bis ich ja – tatsächlich war das Thema – da haben wir dann oft gestritten. Dann habe ich eben eine Regel aufgestellt – er bringt einmal unser Kind und holt es einmal vom Kindergarten ab und er macht montags den Arzttermin mit Kind. Da kann ich bis halb fünf arbeiten ohne Probleme. Mit Hello-Fresh konnte er kochen, das war gut. Haushaltstätigkeiten hat er ansonsten – nicht so wirklich übernommen. Das Wäschewaschen – ich habe ihm halt dann immer gesagt, wenn er was abhängen soll, aber im Grunde genommen war es eher das Mental-Workload, das man dran denken muss.