“Sei doch mal leise. Draußen ist doch auch Totenstille.”

Tom, 17 Jahre, Berlin, November 2020

Tom lebt in einer Kriseneinrichtung für Jugendliche. Er ist Schüler und machte gerade ein Praktikum, als die Pandemie Ende März 2020 für ihn begann. In seiner Freizeit spielt er gern online Computerspiele mit seinen Freunden.

Den Besuch der Schule unter Corona-Maßnahmen beschreibt er folgendermaßen: “In der Schule wurde es nämlich so geregelt, dass plötzlich nur noch die Hälfte der Klasse ungefähr 10 Leuten da in der Klasse waren. Die sich über den ganzen Raum verteilt haben. Plötzlich war der ganze Raum ruhig. Hatte weniger Stress in der Schule. Kam sogar weiter. Trotzdem haben die Masken immer genervt. Aber trotzdem war es super, es war zum ersten Mal ruhig in der Klasse seit mehr als 7 Monaten. So ruhig war es noch nie. […] Man kann sich dann besser auf die Arbeitsblätter konzentrieren. Niemand brüllt die ganze Zeit rum. Und die Leute trinken nicht mehr so aus den gleichen Flaschen, die dann überall rumstehen. […] Aber jetzt sind keine Flaschen mehr da gewesen. Alles war ruhig. Und man sitzt und denkt: ‚Ist die Klasse leer?‘ Dann guckt man hinter sich und denkt: ‚Oh verdammt, doch jemand da.‘”

Tom spürt die Veränderung im Alltag sonst nur beim Einkaufen und bei seinen täglichen Spaziergängen, bei welchen ihm die Ruhe ebenfalls auffällt. Bei den Computerspielen sind seine Freunde häufiger online als zuvor, was er anfangs noch schön findet, ihn aber nach einer Weile nervt. Er beschreibt folgenden Gedankengang: “Und dann sagt man sich: ‚Okay, wir haben zu viel Freizeit. Vielleicht sollten wir mal eine Pause von der Freizeit machen.”