Die haben dich angeguckt, als ob du ein Seuchenträger wärst?

Nando, ca. 40 Jahre, Berlin, Januar 2021

Nando übernachtet schon seit längerem in einer Notübernachtung für suchterfahrene, wohnungslose Menschen. Im Interview mit einem Studenten erzählt er, was die Angst vor Infektionen für ihn als Zeitungsverkäufer im öffentlichen Nahverkehr bedeutete.

„Mit Zeitung halt an die Leute erstmal ranzutreten oder den Abstand zu halten, war schwierig, weil manche ja gleich Angst bekommen haben, dass sie dann angesteckt werden. Obwohl man ja eine Maske auf hat. Und war auch schwierig Zeitung zu verkaufen, hatte ja die Zeitung in der Hand und hab ich mir gedacht, vielleicht wollen sie die gar nicht jetzt kaufen, weil ich die in der Hand hab. Und dass dann vielleicht Viren dran sein könnten an der Zeitung. Da hab ich mir dann halt Handschuhe angezogen und das war dann den ganzen Tag auch so schwitzig. Dann weichen die Hände auf. Dann hatte ich die Zeitungen über den Arm gelegt oder eine Mappe oder eine Tüte genommen, dass die Leute sie sich selber rausnehmen können. Das hat dann funktioniert. Aber das war ein bisschen schwer am Anfang, weil die mussten ja erstmal auch Vertrauen kriegen.“

Nando fühlt sich „herabwertend abgestempelt zu dieser Zeit“ und denkt, „dass die Leute Angst haben, dass die Zeitung kontaminiert ist“.