„Lauter falsche Leute“ – Demenz in der Pandemie

Hannah, 52, hat Demenz und wohnt in einem Wohnheim, das an eine Behindertenwerkstatt angeschlossen ist. Frühjahr 2020.

Durch die Corona-Pandemie wurde die an das Wohnheim angeschlossene Seniorengruppe geschlossen. Die Räume wurden in einen Isolationsbereich umgewandelt. Dadurch müssen die Bewohner der Wohngruppen zusammengelegt werden. Für Hannah bedeutet das, dass sie nun in „Haus B“ statt in „Haus C“ wohnt.

An diese Umstellung kann sie sich nur schlecht gewöhnen. Immer wieder sagt sie „Lauter falsche Leute“ und „Ich bin Haus C, nicht Haus B!“. Nur wenn man sie ablenkt, vergisst sie für eine Weile, dass sie sich in der „falschen Umgebung“ befindet.

Durch die stark eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten, kann Hannah ihre Angehörigen nun nicht mehr so regelmäßig wie gewohnt sehen. Sie versteht nicht, warum sie nicht mehr so oft besucht wird. Immer wieder fragt sie nach ihrer Mutter und warum diese nicht käme. Für die Mutter ist es mindestens genauso schwierig. Sie hat das Gefühl, ihre Tochter im Stich zu lassen. Vor allem weil sie weiß, dass ihre Tochter nicht versteht, warum man sie gerade nicht besuchen kann.

Für Menschen mit Demenz scheinen klare Strukturen besonders wichtig, ein strukturierter Tagesablauf, gewohnte Rituale und zuverlässige Bezugspersonen. Veränderungen der gewohnten Lebenssituation scheinen für sie oft sehr beängstigend zu sein. Starke Veränderungen von gewohnten Abläufen oder der Umgebung können besonders bei Demenz sogar eine Verschlechterung der Symptomatik hervorrufen.